Frau Niebergall, die Textilbranche steht hinsichtlich Nachhaltigkeit im Fokus, da sie als einer der großen Verursacher von CO₂ gilt. Wie geht Hugo Boss mit dieser Herausforderung um?
Wir sind uns unserer Verantwortung als Unternehmen in diesem Zusammenhang bewusst. Unser Ziel ist es, hochwertige und langlebige Mode anzubieten. Wir tun dies mit einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und den Menschen. Für uns als Premiumanbieter ist Nachhaltigkeit eine Selbstverständlichkeit. Wir sind fest davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit kein Widerspruch zu einem wachsenden Unternehmen ist, sondern im Gegenteil eine unverzichtbare Ergänzung. Unser Ziel ist es deshalb, in unserer gesamten Wertschöpfungskette die CO2-Emissionen bis 2050 auf Net Zero zu reduzieren.
Bis 2030 haben wir uns Zwischenziele gesteckt. Unsere Klimaschutzstrategie orientiert sich an strengen industrieweiten Vorgaben und umfasst konkrete Maßnahmen wie etwa eigene Photovoltaikanlagen und die Nutzung von Ökostrom in knapp 20 Ländern. Gleichzeitig gehen wir auch die Emissionen in der Lieferkette an, wo diese überwiegend entstehen. Hier arbeiten wir eng mit unseren Lieferanten zusammen und schulen sie bspw. zu Energieeffizienzmaßnahmen. Innovation ist ein wesentlicher Treiber für Nachhaltigkeit. Daher ist unser Motto auch: We love Fashion, we change Fashion. Wir wissen, dass hier noch ein langer Weg vor uns liegt, den wir letztlich aber nur als Industrie gemeinsam bewältigen können.
Welche Rolle spielt Innovation für die Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit und wie stellen sie sich als Unternehmen darauf ein?
Wir sind davon überzeugt, dass die aktuellen Herausforderungen nicht nur durch bestehende Technologien und Lösungen bewältigt werden können, sondern auch zwingend neue Lösungen und Herangehensweisen gefragt sind. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis 2030 Polyester und Nylon in unseren Kollektionen vollständig durch alternative Materialien zu ersetzen. Hierzu sind wir z.B. eine langfristige Partnerschaft mit HeiQ eingegangen, einem Schweizer Innovator in der Textilindustrie. Im Jahr 2023 haben wir innovative Poloshirts auf den Markt gebracht, die zu fast 90 Prozent aus HeiQ AeoniQ™ Fasern bestehen – dem weltweit ersten nachhaltigen, zirkulären Garn.
Mit unserem „Boss the Change”- Sneaker setzen wir das revolutionäre Zellulosegarn auch erstmals für einen Schuh ein. Als Unternehmen sind wir bestrebt auch jenseits von Innovationen in unseren Kernprodukten Dinge immer wieder neu zu denken. So haben wir beispielsweise mit „RE:STYLE “eine innovative App auf den Markt gebracht. Die App fördert einen nachhaltigen Modekreislauf, indem sie Nutzern durch unseren hauseigenen Algorithmus ermöglicht, neue Möglichkeiten zu finden, bestehende Kleidungsstücke zu tragen. Nachdem die Nutzer Teile aus ihrem Kleiderschrank in die App geladen haben, stellt diese neue Outfits zusammen. Ein ganz neues und personalisiertes Modeerlebnis, welches gleichzeitig die Wiedernutzung und einen nachhaltigeren Konsum anregt.
Ko-Effizienz im Retail – gemeinsames, kooperatives, verantwortungsbewusstes und effizientes Handeln ist das Motto des Jahres. Wie passt dieser Gedanke zu Hugo Boss?
Unser zentraler Wertbaustein bei Hugo Boss ist das Vertrauen. Bei uns steht Zusammenarbeit und Teamwork im Mittelpunkt, denn nur gemeinsam können wir unsere Ziele erreichen. Wir arbeiten miteinander, anstatt gegeneinander und vertrauen uns gegenseitig. Verantwortungsbewusstes Handeln ist ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmenskultur. Das gilt sowohl für unsere soziale Verantwortung als auch für Nachhaltigkeit und ethisches Verhalten. Dabei fördern wir auch die Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Effizienz und kontinuierliche Verbesserung sind ebenfalls wesentliche Elemente, die uns helfen, unsere Premium-Standards zu halten, unseren Kunden das Beste zu bieten und uns stetig weiterzuentwickeln. Daher können wir uns sehr gut mit diesen Prinzipien identifizieren, da wir sie bei Hugo Boss täglich leben und fördern.
Handelskongress Deutschland 2024
Am 13. und 14. November sprechen Referierende aus Handel, Politik und Wissenschaft darüber, wie sich mit Kooperation, KI und Digitalisierung die Zukunft des Einzelhandels gestalten lässt. Weitere Informationen: hier.